Reisebericht Lanzarote im Herbst
Es war im Herbst und wirkliche eine Last Minute Reise. In einem Reisebüro war am Freitag Abend noch ein Platz im Flieger für zwei Personen frei nach Lanzarote. Der Flieger nach Arrecife ging morgens um 4, gebucht war die Pauschalreise mit einem großen Reiseveranstalter, der alles möglich macht, um 18 Uhr. Übrigens – Halbpension.
Der Flug nach Arrecife ging von Düsseldorf um vier Uhr morgens und dauerte knapp 4 Stunden. Die Kanaren liegen westlich von Afrika. Lanzaorte gehört zwar zu Spanien, liegt aber 150 Kilometer von der Westafrikanischen Küste entfernt im Atlantik. Das prägt auch das Klima dieses Eilandes in der Sonne, aber dazu später mehr. Das spanische Festland ist übrigens an der Stelle 1000 Kilometer entfernt. Die Kanaren sind zwar politisch Provinz Spaniens aber doch ein sehr eigenes Land. Sie waren in ihrer Geschichte auch lange Zeit eigenständig. Allerdings wurden sie von den Spaniern auch unterdrückt, die afrikanische Bevölkerung wurde zu Sklaven gemacht.
Das schöne am frühen Flug ist, man bekommt einen schönen Blick morgens auf die Westafrikanische Küste und einen ersten Eindruck von dem, was einen erwartet. Schwarz. Schwarz und Blau sind die beherrschenden Farben von diesem Urlaubsteil. Lanzaorte ist geprägt durch Vulkanausbrüche.
Die kanarischen Inseln sind durch vulkanische Aktivität entstanden und an dieser Stelle ist auch das Vulkanische überall present.
Das, was wie dunkle, weiche Erde aussieht ist in Wirklichkeit erstarrte Lava.
Da, was wie Felder aussieht, das ist stellenweise noch recht warm. Die letzten Vulkanausbrüche liegen gerade mal 250 Jahre zurück.
Der Anflug gilt unter Piloten als anspruchsvoll. Man kann die Insel nur mit Sichtflug und in einem stumpfen Winkel anfliegen. Es gibt hier auch für Piloten gefürchtete Nebel. Wenn Sandstürme in der Sahara losbrechen, dann werden die Aerosole über das Meer bis hierher getragen. Es handelt sich nicht um Nebel im engeren Sinne sondern um Aerosole von Sand in Luft. Man sieht dann auf der Insel keine hundert Meter mehr. Nebel an sich wird man hier kaum erleben, die Insel ist sehr trocken, es fehlen im Gegensatz zu Teneriffa nämlich die hohen Berge. An hohen Bergen können die Passatwinde sich nämlich abregnen.
Insgesamt ist ein früher Anflug ein schöner Einstieg in die Welt der Kanaren.
Zügig ging es vom Flugplatz zu einem kleinen Feriendorf. Wir waren in Ferienhäusern mit Meerblick untergebracht. Jedes der Ferienhäuser hatte eine Terrasse mit Blick auf den Atlantik.
Bei der Transferfahrt verfestigte sich der Eindruck von der Insel. Lava, Lava, Lava. Die Busfahrt war wie ein kleiner Trip durch eine schwarze Wüste. Die höchste Erhebung auf dieser Insel beträgt circa 500 Meter. Das ist deutlich weniger als auf den Nachbarinseln. Lanzarote gilt, das sagt der Reiseführer, zu den ariden Zonen.
Trocken ist es also hier, die Sahara, die ja nur 150 Kilometer von hier entfernt ist wiederholt sich also auf dieser Insel in schwarz.
Die Trockenheit hat im 19. Jahrhundert zu erheblichen Dürren und zu Hungersnöten geführt, Es wird eine interessante Form der Landwirtschaft hier ausgeübt. Dazu später mehr.
Beim Auspacken fiel uns in der Ferienanlage direkt die Besonderheit der Insel auf, der Wind. Bedingt durch die Lage im Atlantik und der Lage in der Passatzone weht hier immer ein frischer Wind. Das senkt die gefühlten Temperaturen merklich. Im Sommer, so berichteten uns andere Reisende, ist es hier bis zu 40 Grad. Ein kühler Wind und kühles Wasser ist da ganz angenehm. Im Herbst liegen die Temperaturen am Tage bei etwa 20 Grad, das Wasser liegt bei etwa 18 Grad. Für zimperliche Gemüte ist das dann schon recht kalt. Die Sonneneinstrahlung ist übrigens sehr intensiv, man merkt das auch an der dunklen Hautfarbe der Einwohner. Wir befinden uns hier eben schon näher am Äquator.
Die Flora und Fauna dieser Insel ist bescheiden. Das liegt an dem trockenen Klima und an den Vulkankatastrophen. Es gibt an einigen Stellen Palmen zu bewundern, der Gesamtcharakter dieser Insel ist dann aber doch eher kontemplativ. Eine Besonderheit dieser Insel ist die Landwirtschaft. Um jede Pflanze wird eine kleine Mulde gebaut. Der Tau kann sich darin sammeln, so wird hier auch Wein angebaut. Sogar Tomaten können hier angepflanzt werden, hier auf der Insel brauchen diese Pflanzen keinen Regenschutz, Braunfäule ist unbekannt. Die Form des Anbauens trifft man übrigens in Dalmatien an der Adriaküste wieder an. Entwickelt wurde diese mühevolle Technik aber hier.
Der besondere Weinanbau auf Lanzarote
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf der Insel sind die Vulkanhöhlensysteme.
Es sind die größten bekannten Vulkanhöhlen. Es gibt ein Restaurant im Nationalpark, wo auf Vulkanhitze die Steaks gebraten werden.
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Die Hauptstadt dieser Insel – Arrecife – ist ebenfalls einige Worte und mindestens einen Tag im Urlaub wert. Arrecife war ein historisches Fischerdorf das aber jetzt durch den Tourismus geprägt ist. Die Hauptstadt der Insel hat 45 000 Einwohner, historische Gebäude gibt es hier wenig.
Dafür kann der Tourist großstädtische Leben auf er sonst sehr kontemplativen Insel erfahren. Der Kontrast zwischen den Lavawüsten und dem Leben hier in der ”Großstadt“ könnte nicht größer sein. Sollte man an Karnevaloder am Feste des Stadtheiligen hier verweilen, dann verwandelt sich diese Stadt in eine feiernde Großgemeinde.
Brücke in Arrecife (Hauptstadt der Insel)
Dromedare waren hier übrigens nie heimisch, die existierenden Dromedare sind extra für die Touristen hierher gebracht. Man reitet durch eine schwarze Steinwüste, das Photo ist dann obligatorisch.
Es rentiert sich aber einmal in die schwarze Steinwüste wandern zu gehen, es hat einen sehr besinnlichen Charakter.
Kulturelle Highlights wie auf den Balearen vermisst man hier, auch die Menschen haben einen Charakter, der einen an Marroko erinnert. Die Insulaner sind eher dezent als spanisch impulsiv. Sie sehen sich auch als eigenes Volk, es gab in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts auch eine Befreiungsbewegung für ein unabhängiges Lanzarote. Mit dem Tourismus Boom ist diese Strömung allerdings verschwunden.
Wir hatten übrigens Halbpension, es handelte sich dabei um ein reichhaltiges und frisches Buffet. Tomaten in jeder Variation gab es hier. Gebraten, gekocht, roh, als Suppe, als Mixgetränk. Insgesamt lebt man auf dieser Insel sehr gesund.
Untergebracht waren wir in einem schönen Hotel an der Costa Teguise. Man hat als Tourist allen Komfort, aber auch wenig Kontakt zur Bevölkerung oder zu den Dörfern an sich.
Wasser ist übrigens immer noch ein Thema auf dieser Insel.
Es gibt unterirdische Quellen und eine Entsalzungsanlage. Die unterirdischen Quellen sind allerdings bis auf eine ausgebeutet, aus dem Süßwasser ist durch die intensive Entnahme Brackwasser geworden. Das Entsalzen durch Umkehrosmose kostet viel Energie. Deswegen wird derzeit Wasser von den Nachbarinseln mit Schiffen geholt. Der Verbrauch eines Touristen pro Tag beträgt fast 300 Liter. Extensives Duschen und Wäschewechsel fordert seinen Tribut.
Beeindruckend ist die Vogelwelt, speziell im Frühling und im Herbst. Da ist hier viel zu sehen, im Gegensatz zu sonstigen Tieren ist die Vogelwelt sehr artenreich.
Die Insel lohnt sich für einen einwöchigen Aufenthalt. Für einen Kurzurlaub ist sie von Deutschland zu weit weg, für einen längeren Aufenthalt gibt sie inhaltlich nicht so viel her, eine Woche, maximal zwei sind dann gerade richtig.