Lanzarote: César Manrique Reisebericht
Meine Reise auf den Spuren von César Manrique
Lanzarote, die Insel der Feuerberge, und César Manrique sind für mich untrennbar verbunden. Schon bei der Ankunft in San Bartolomé, ca. 5 km von Arrecife entfernt, spürt man den Geist des Künstlers.
Das Flughafengebäude – in harmonischen Grün- und Weißtönen gehalten und durch Pflanzen aufgelockert – trägt unverkennbar seine Handschrift.
1919 in der Hauptstadt Arrecife geboren, wirkte Manrique als Architekt, Bildhauer, Maler und drückte vielen Orten der Insel seinen unverwechselbaren Stempel auf. Zeit seines Lebens setzte er sich für den Schutz von Fauna und Flora ein und propagierte sanften Tourismus. Gemeinsam mit Freunden erwirkte er einen Baustopp für alle Gebäude höher als sechs Stockwerke und verhinderte damit für Jahrzehnte die schon geplanten Bettenburgen. Es dürfte größtenteils ihm zu verdanken sein, dass sich Lanzarote in weiten Teilen seine Ursprünglichkeit bewahren konnte.
Mirador del Rio – eines der schönsten Sehenswürdigkeiten von C. Manrique
1993 wurde die gesamte Insel zum Biosphärenreservat erklärt. Leider konnten weder Manrique – er verunglückte 1992 – noch die UNESCO die Auswüchse verhindern, die der Bauboom in den beliebten Touristenzentren an Costa Teguise, Playa Blanca und in Puerto del Carmen unweigerlich mit sich bringen musste. Schließlich kommen Jahr für Jahr weit über 5,5 Millionen Urlauber hauptsächlich aus England und Deutschland, und sie alle wollen untergebracht sein. Dennoch fühlt sich die Inselregierung dem Erbe ihres wohl berühmtesten Bürgers bis heute verpflichtet.
Und noch immer ist die Vulkaninsel ein Paradies, wenn auch eines, wo sich an mancher Stelle unvermittelt die Pforten zur Hölle auftun.
1730 ereignete sich hier einer der mächtigsten Vulkanausbrüche überhaupt.
Sechs Jahre lang ließen über 300 Krater ihren Regen aus Asche und Lava über die Insel niedergehen, verwüsteten Dörfer und fruchtbare Landschaften. Drei Viertel der Fläche Lanzarotes wurde mit Lava bedeckt. Knapp hundert Jahre später fand die vorerst letzte Eruption statt. Zum Greifen nah scheint der heiße Schlund der Erde im Parque Nacional de Timanfaya. Nur wenige Meter unter der Oberfläche herrschen Temperaturen von 400 °C und höher. Deshalb darf man den Nationalpark nur im Rahmen einer geführten Tour betreten.
die Feuerberge Lanzarotes
Beliebte Touristenattraktion sind Exkursionen zu den ”Montañas del Fuego“ (Feuerberge) auf dem Rücken von Dromedaren. Die Kamele passen gut in die karge Landschaft. Ich aber wurde schon beim Anblick der schwankenden ”Wüstenschiffe“ seekrank und entschied mich für eine Busrundfahrt. Wir durften an verschiedenen Stellen aussteigen, um die Auswirkungen des Vulkanismus zu bestaunen.
Trockene Zweige in ein Erdloch gesteckt, fangen sofort Feuer. Wird heißes Wasser in ein Rohr im Boden gegossen, verdampft es schlagartig und schießt wie ein Geysir meterhoch in die Luft.
Das Spektakel erlebten wir übrigens im Restaurante ”El Diablo“. Auch dieses Gebäude in der Nähe des Hauptkraters entwarf César Manrique. Hauptattraktion ist der kreisrunde Grill über einer Vulkanspalte.
Hier wird im wahrsten Sinne des Wortes mit Erdwärme gekocht.
Als Folge der regen vulkanischen Aktivität schufen Lavaströme vor etwa 4000 Jahren zahlreiche Tunnel und Höhlen, wie ”Cueva de los Verdes“. Diese Lavahöhle ist Teil eines sieben Kilometer langen Lavatunnels. An jenen Stellen, wo im Laufe der Zeit die Decke einbrach, bildeten sich tiefe Schächte. ”Jameos“ bezeichneten
die Guanchen, die Ureinwohner der Insel, diese Hohlräume. 1964 begann man damit die Unterwelt Lanzarotes für Besucher zu erschließen.
Und natürlich waren auch hier César Manrique und seine Mitstreiter maßgeblich an Planung und Umsetzung beteiligt. In den Hallen der ”Cuevas de los Verdes“ wurde ein Konzertsaal errichtet. Die Akustik ist fantastisch, und die von Manriques Freund Jesíºs Soto gestaltete Beleuchtung ein Kunstwerk für sich. In der Nähe von Haria entstand ein weiterer Konzertsaal. Integriert in eine Felsengrotte der ”Jameos del Agua“ bot er rund 600 Zuhörern Platz. Seit 2001 fanden aus Sicherheitsgründen keine Konzerte mehr statt. Nach dem Umbau kann man ihn heute zumindest im Rahmen eines Besuchs des von Manrique geschaffenen Zentrums für Kunst, Kultur und Tourismus besichtigen.
Mich persönlich faszinierte an ”Jameos del Agua“ besonders der unterirdische See. Gespeist durch einsickerndes Meerwasser, steigt und fällt der Wasserspiegel mit den Gezeiten, obwohl der See keinen direkten Zugang zum Meer hat. Stunden hätte ich auf die glitzernde Wasserfläche schauen und den winzigen blinden Salinenkrebsen zusehen mögen.
Diese Tierchen leben ansonsten nur in der Tiefsee. Wäre nicht in dem Moment eine Busladung neuer Gäste auf der Terrasse des malerisch in der Grotte gelegenen Restaurants eingetroffen, hätte mich das weiße Schwimmbecken oberhalb der Steintreppe zum Baden verlockt. Genau zu diesem Zweck hatte Manrique den hübschen Pool einst entworfen.
Landschaft auf Lanzarote
Auch der berühmteste Aussichtsturm der Kanareninsel ist sein Werk. Der in den Fels gebaute ”Mirador del Rio“ wurde 1974 eröffnet.
Das Gebäude mit Café und Souvenirshop besitzt keinen einzigen rechten Winkel. Von der Plattform hat man eine fantastische Aussicht über Salinen und Klippen bis nach La Graciosa und den anderen vorgelagerten Inselchen.
Zum Abschluss empfehle ich einen Besuch in Tahíche. Das ehemalige Wohnhaus Manriques und Sitz seiner Stiftung, beherbergt u.a. Werke von Picasso und Miró und ist selbst ein Kunstwerk. Bittere Ironie des Schicksals, dass César Manrique nur 50 Meter entfernt ums Leben kam. Sein Geist aber weht dort immer noch, wie überall auf Lanzarote.
Mehr Infos, Fotos von Kunstwerken usw: César Manrique